Am Dienstag, 17. Februar, trafen sich auf Einladung des TA´s (Technischer Ausschuss des Wiener Schachverbandes) 13 Vereins- und Betriebsvertreter im Clublokal des SK Donau.
Zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Wiener Vereins- und Betriebsmeisterschaft wurden besprochen. Diese sollen nun vom TA-Obmann in entsprechende Regeln formuliert werden. Am Wiener Verbandstag sollen diese Regeländerungen für die nächste Saison beschlossen werden. Der Obmann des SCD war bei dieser sehr konstruktiven Sitzung dabei.
Hierarchieebenen
Am letzten Verbandstag ist eine Reduktion der 7 Ebenen in der Wiener Vereinsmeisterschaft auf 4 Ebenen knapp abgelehnt worden. Auch bei dieser Besprechung gab es viele gute Pro- und Kontra-Argumente. Der TA wurde ersucht, Vorschläge für eine Meisterschaftsstruktur mit 5 bzw. 6 Ebenen auszuarbeiten. Als neue Idee kam dazu, dass Klasse auf der selben Ebene nicht unbedingt im gleichen Turnus am selben Samstag gespielt werden müssen
In der Betriebsmeisterschaft gibt es derzeit keinen unmittelbaren Handlungsbedarf bzw. Veränderungswunsch. Auf Sicht ist jedoch zu überlegen ob zwei III. Klassen und drei II. Klassen wirklich vernünftig sind.
Bretteranzahl
Einig war man sich, dass in Zukunft alle Klassen und Ligen der Vereinsmeisterschaft mit 8 Brettern gespielt werden sollen. Ausgenommen der III. Klassen die weiterhin mit 6 Brettern gespielt werden soll. In der Betriebsmeisterschaft gibt es keinen Änderungsbedarf.
Kontumazflut
Mehr als 200 Kontumazen in der bisherigen Saison sind ein Anlass zum Handeln. Verschiedene Gründe würden diskutiert. Folgende Maßnahmen bzw. Regeländerungen wurden erarbeitet und dem TA zur Formulieren mitgegeben.
- Reduzierung der Bretterzahl in den obersten Ligen in der Vereinsmeisterschaft auf 8.
- Außer in der Landesliga soll in jeder Klasse wieder ein Ersatzspieler pro Wettkampf (unabhängig von der 100 ELO-Regel) eingesetzt werden dürfen. Allerdings soll dies in jeder Mannschaft maximal dreimal in der Saison gestattet sein. Es ist diese Saison vielfach vorgenommen, dass genug Spieler vor Ort waren (z.B. nichtspielende Mannschaftsführer) diese aber nicht einspringen durften. Durch die Beschränkung auf drei derartige Einsätze soll das gezielte Taktieren jedoch möglichst eingeschränkt bleiben.
- Bei Massenkontumaz (mehr als 50% in einem Wettkampf) soll die in der Gebührenordnung vorhandene Nichtantrittsklausel auch in die TUWO übernommen werden. Beim ersten Mal soll es zu einem Verlust des Heimspielrechts für den Rest der Saison kommen. Bei einem weiteren Mal zum Ausschluss des Teams. Auch die Überlegung nach einer gewissen Gesamtzahl an Kontumazen einer Mannschaft das Heimspielrecht zu streichen wurde diskutiert. Der TA soll entsprechende Vorschläge ausarbeiten.
- Die Massnahmen sollen mit Hilfe von Statistiken evaluiert werden (Vergleich der Kontumazen Klasse für Klasse, Runde für Runde, Jahr für Jahr).
Aufstellung, Kaderlisten, ELO-Regeln
Mehrheitlich herrscht Zufriedenheit mit dem derzeitigen Modell. Vorschläge für andere Varianten sind jedoch willkommen, da kein System perfekt ist.
Es soll dabei bleiben, dass für die Aufstellung über den gesamten Bewerb die ELO-Zahl zu Beginn der Saison (1.7.) gilt. Für die ELO-Wertung der Partien nach dem 1.1. gilt natürlich die neue ELO-Zahl. Daher ist es weiterhin notwendig, dass die Mannschaftsführer ab 1.1. zwei ELO-Listen mit sich führen. Eine für die richtige Aufstellung und eine für Auskünfte an die Spieler betreffend der aktuellen Spielstärke der Spielpartner.
In der Landesliga Vereine und in der A-Liga Betriebe gilt in Zukunft für die Kadermeldung und für die Aufstellung die Internationale ELO-Zahl. Entsprechende Regelungen (inklusive der Klärung wie mit Spielern ohne int. ELO-Zahl umzugehen ist) werden vom TA ausgearbeitet.
Spieler ohne ELO-Zahl gelten beim Einsatz in Wettkämpfen wie Spieler mit 1300 ELO (bisher 1400). Damit soll auch verhindert werden, dass es nicht zu Kontumazen kommt wenn ein ELO-loser Spieler hinter einem 1200 ELO-Spieler eingesetzt wird.
Neueinstufung von Spieler während der Saison ist auf Antrag des Vereines/Betriebs weiterhin durch den TA möglich.
Der 1.4. als letzter Anmeldetermin für Nicht-EU-Spieler und Gastspieler bleibt aufrecht und gilt sowohl für Vereine als auch für Betriebe.
Integration von alten und neuen FIDE-Regeln
Einige FIDE-Regeln sind für Spitzen- und Profischach auf Weltebene sinnvoll und wichtig. Auf lokaler Ebene, noch dazu bei Mannschaftswettkämpfen ohne Schiedsrichter, oft nicht praktikabel.
- Der TA wird ersucht zu prüfen ob bei der Handy-Regel folgende Regelung möglich ist: Bei ersten Läuten gibt es eine Verwarnung. Beim zweiten Mal Partieverlust. Aktives Telefonieren (wenn also ein Spieler selber einen Anruf tätigen muss) ist unter Aufsicht und nach Ankündigung beim gegnerischen Mannschaftsspieler erlaubt.
- Da keine Schiedsrichter anwesend ist wird vorgeschlagen die 30-Züge-Remis-Verbotsregel für die Vereins- und Betriebsmeisterschaft nicht anzuwenden. Der TA soll eine entsprechende Ausnahmeregelung formulieren.
- Die Kontumazzeit soll in der nächsten Saison auf einer Stunde bleiben. Sollte die FIDE eine strenge Durchgriffsregelung auf alle international ELOgewerteten Turniere beschließen wird die Wiener Landesliga und die A-Liga Betriebe nicht mehr international ELO-gewertet. Alternativ könnte nur für diese beiden Ligen versucht werden eine kürzere Bedenkzeit zu beschließen. Dies hängt davon ab, wann der FIDE-Beschluß endgültig fällt und ob dann in Österreich der Schachbund und in Folge der Wiener Schachverband noch genug Zeit hat zu reagieren.
Kommunikation und Regelkunde
Zahlreiche Vorfälle zeigen immer wieder, wie viele Regeln unbekannt sind. So kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass Partien unter Protest weiter gespielt werden – diese Möglichkeit gibt es nicht. Es wird daher im Mai vom Wiener Schachverband eine Schiedsrichterausbildung angeboten. Entweder im Juni oder im September soll eine große Mannschaftsführerschulung angeboten werden. Weiters sind Mitarbeiter des TA bereit in Vereine und Betriebe zu kommen und vor Ort Schulungen durchzuführen.
Für die Ergebnismeldung ist das Ziel eine Onlinelösung zu installieren. Bis dahin soll der TA die notorischen Spätmelder kontaktieren und andere technische Unterstützung anbieten. Ebenso wäre es hilfreich wenn Gegner von notorischen Spätmeldern auch als Heimmannschaft das Ergebnis melden würden. Insgesamt kommen über 90% der Ergebnisse spätestens Sonntag Abend bei den Vereinen und Donnerstags bei den Betrieben an. Es wäre schön diesen Prozentsatz auf 100 % zu steigern.
Der TA wird dazu angehalten Meldungen die nicht spät sondern sogar zu spät – also nach dem Meldetermin – einlangen mit den entsprechenden Strafen zu belegen.
Die Teilnehmer haben sich abschließend noch herzlich bei Herrn Kaweh Kristof für die Vorbereitung und Durchführung der Sitzung bedankt. Er wird noch ersucht – auch wenn es sicher viel Arbeit ist – die entsprechenden Formulierungen für die Regeländerungen zu erstellen und an die Vereins- und Betriebsverantwortliche weiter zu leiten.
Auch wenn es sich in einer kleinen Runde gut diskutieren lässt wäre es schön, wenn beim nächsten Mal etwas mehr Teilnehmer ihr Interesse an der Weiterentwicklung des Wiener Schachlebens bekunden. Die Hoffnung und die Bitte an die Nichtanwesenden ist letztlich am nächsten Verbandstag den vom TA ausformulierten Regeländerungen zuzustimmen.
Bericht nach persönlicher Mitschrift René Schwab